Hannes Theunert
Im Rahmen des Austauschprogrammes zwischen der Universität Paderborn und der Beihang Universität absolvierte ich ein Semester von März bis Juli an der Beihang Universität in Peking. Die Zeit an der Beihang stellte sich als eine sowohl lehrreiche wie auch spaßige Zeit mit vielen neuen Bekanntschaften aus allen Ländern dieser Welt heraus. Der folgende Bericht soll einige Eindrücke von meinem Auslandsaufenthalt in Peking geben.
Organisatorisches vor dem eigentlichen Aufenthalt
Nicht ganz zwei Monate vor unserem Flug bekam ich die Zusage. Trotz dieses kurzen Zeitfensters war die Vorbereitung ohne größere Probleme möglich:
- Die Impfungen sollten zuerst angegangen werden, da manche Impfungen wie Hepatitis und Tollwut mehrere Injektionen in Abstand von mehreren Wochen beinhalten (ich hielt Absprache mit dem Hausarzt zwecks notwendiger Impfungen).
- Beantragung der Auslandskrankenversicherung, je nach Leistungen unterschiedlich teuer.
- Kreditkarte um im Ausland an Geldautomaten Geld abheben zu können, ich hatte die DKB Kreditkarte (www.dkb.de). Die Einrichtung des Kontos sowie Abheben des Geldes sind kostenfrei.
- Das Visum kann sowohl in Berlin als auch im Generalkonsulat beantragt werden, wie z.B. Frankfurt. Die Beantragung ohne Agentur muss persönlich gemacht werden, das Abholen hingegen kann auch durch jemand anders erfolgen.
- Die Buchung des Fluges wurde in den vorhergehenden Berichten ausführlich dargestellt. Ich persönlich buchte Hin- und Rückflug direkt für zusammen 525 Euro bei Emirates. Mir blieb dadurch aber die Möglichkeit verwehrt den Zwischenstopp auf dem Rückweg nach Deutschland in einem Land meiner Wahl zu machen.
- Was das Gepäck angeht, würde ich empfehlen abzuwägen was man wirklich mitnehmen muss und was in China vielleicht einfach und billig zu kaufen ist. Z.B. sind Kosmetika in China ebenso erhältlich wie in Deutschland (außer Haarspray, sehr teuer). Medikamente wie Aspirin, Magentropfen und Grippostat sind jedoch nicht so einfach zu bekommen und sollten aus Deutschland mitgebracht werden. Auch Kleidung ist in Peking einfach und billig zu bekommen.
Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass man am Anfang eine gewisse Menge an Startkapital braucht, um z.B. Miete und Kaution direkt zahlen zu können. Außerdem werden Anmeldegebühren für den Sprachkurs an der Beihang fällig, eine Kaution für das Modem (200 Yuan) und kleine Anschaffungen wie Telefonkarte (ca. 200 Yuan) und Internetkarte (bis 120 Yuan/Monat).
Ankunft
In Peking am Flughafen angekommen, wurden wir von einem, von Prof. Yuan Mei geschickten, Studenten abgeholt und zum Da Yun Cun zu Jonathan (Bericht 2009-2010) gebracht, der uns auch die erste Zeit in Peking unterstützte. Daneben stand uns noch ein freundlicher, von Frau Prof Yuan Mei beauftragter Student in den ersten Tagen unterstützend zur Seite.
Unterkunft
An der Beihang gibt es normalerweise die Möglichkeit in einem der zwei Studentenwohnheime unter zu kommen. Es gibt das Da Yun Cun, in dem man zusammen mit einem Mitbewohner in einem Zimmer lebt und sich ein Badezimmer teilt und das FSD (Foreign Students Dormitory) mit Einzelzimmer, gemeinsamen Bad und einer Küche. Für das FSD zahlt man in etwa 1300 Yuan und für das Da Yun Cun 550 Yuan je Monat. Die Kaution besteht aus einer Monatsmiete.
Die Möglichkeit zwischen den Wohnheimen zu wählen wurde uns aus nicht bekannten Gründen nicht gegeben und ich hatte mit meinen ersten Zimmer im Da Yun Cun einige Probleme, da das Zimmer voller Schimmel war. Dank der Hilfe von Prof. Yuan Mei bzw. ihres Studenten und von Jonathan fand ich aber dennoch ein Zimmer im Da Yun Cun.
Vorteile des Da Yun Cun gegenüber dem FSD sind auf jeden Fall die Nähe zur Subway Station und den vielen kleinen umliegenden Restaurants und der tolle Ausblick aus den Stockwerken 16 – 19. Nachteile sind der relativ lange Weg zur International School und der fehlende Komfort im Vergleich zum FSD (kein Einzelzimmer, keine Küche).
Eine andere Möglichkeit der Unterkunft sind Wohnungen in der Nähe der Beihang. Kommilitonen aus Frankreich haben z.B. direkt an der Nordseite der Uni eine relativ große Wohnung für eine annehmbare Miete bewohnt. Wohnungen werden z.B. über Internetportale angeboten.
Essen
Das Essen ist China ist sehr gut und billig und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Neben sehr gutem chinesischem Essen in der Mensa und den umliegenden Restaurants bekommt man auch problemlos typische Gerichte aus allen Ländern der Welt. McDonalds und KFC befinden sich auch in unmittelbarer Nähe. Ebenso in unmittelbarer Nähe ist für Selbstversorger in den Supermärkten auf dem Campus und dem Wal-Mart alles Notwendige zu finden.
Die Kosten für ein Mensa Essen belaufen sich auf ca. 6 – 8 Yuan, für ein Essen im Restaurant je nach Teilnehmerzahl 20 – 30 Yuan (in chinesischen Restaurants isst man selten allein). Die Mensa bietet Frühstück, Mittag und Abendessen an.
Uni-Alltag
Ich belegte den Intensiv-Sprachkurs A1 für Beginner an der Beihang der von Montag – Freitag von 8:00 – 12:00 Uhr, sowie optional an zwei Nachmittagen jeweils zwei Stunden lang, statt fand. Er bestand aus 8 Stunden „Sprechen“, 8 Stunden „Lesen“ und 4 Std „Hörverstehen“. Der Nachmittagskurs beinhaltete „Schreiben“, welchen ich aber nicht besuchte. Der Sprachkurs benötigt eine intensive Nacharbeitung jeden Tag, insbesondere das Lernen der chinesischen Schriftzeichen. Besonders für mich ohne jegliche Vorkenntnisse war relativ viel Aufwand vonnöten. Außerdem besuchte ich noch zwei weitere von der International School angebotene Kurse (Marketingmanagement und Projektmanagement).
Der Sprachkurs ist jedem zu empfehlen der sich intensiv mit der chinesischen Sprache auseinandersetzen möchte. Man konnte aber auch einen Sprachkurs mit weniger Stunden belegen. Dort wurden aber die Schriftzeichen nicht gelehrt, sondern lediglich mit der chinesischen Lautschrift gearbeitet. In allen Kursen waren die Lehrer sehr freundlich, motiviert und hilfsbereit.
Freizeit
Die International School bot einige Freizeitangebote an, z.B. einen Tai Chi Kurs und Fahrten zur Great Wall und der Akrobatik Show. Außerdem fand jeden Mittwoch ein Kinoabend in der International School statt. Dort wurden Filme in englischer Sprache, meist mit zusätzlichen englischen Untertiteln, gezeigt.
Auf dem Unigelände befinden sich Fußball-, Volleyball-, Tennis- und Basketballfelder zur freien Nutzung. Das Schwimmbad auf dem Uni-Gelände kann man nutzen wenn man sich einem medizinischen Check unterzieht, weswegen ich dieses Angebot nicht wahrnahm.
Peking bietet bei Nacht alles was eine Metropole dieser Größenordnung verspricht, insbesondere eine Vielfalt an Angeboten und Menschen, z.B. Bars/Discos, Salsa Clubs oder typisch asiatisch Karaoke. Trotz und vielleicht auch gerade wegen des hohen Ausländeranteils ist das Nachtleben in Peking eine tolle Erfahrung, da man so Menschen aus der ganzen Welt kennenlernt.
Reisen
Nach dem Ende des Semesters bin ich auch ein wenig durch China gereist, was ich nur jedem empfehlen kann. Es lohnt sich alleine schon deshalb, um zu realisieren, dass man in Peking nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus China kennengelernt hat. Außerdem kann man seine chinesischen Kenntnisse anwenden.
Hier ein paar Links für das Reisen in China:
Ich persönlich habe über elong.com gebucht und Freunde von mir über ctrip.com. Mit dem Reisebüro mit dem wir die Preise verglichen, war kein nennenswerter Preisunterschied zu den Internetportalen auszumachen. Zu chinarundreisen.com habe ich keine Referenzen.
Tipps für Literatur
Ich habe mir vor dem Flug nach Peking einen Reiseführer sowie Stadtplan von Peking gekauft. Beide Anschaffungen erwiesen sich als Fehlkauf, obwohl sie relativ teuer waren. Ich kann nur empfehlen sich die Bücher etc. in Peking zu kaufen, es ist dort sehr viel billiger. Auf dem Unigelände befindet sich ein Buchgeschäft oder auch in Wudaokou, direkt neben der U-Bahnstation gegenüber der Bar Lush (Eine Station von der Zhichunlu Station direkt an der Uni entfernt).
Als „Basisliteratur“ für den „Beijingren“ (Pekinger) dient der „Insider´s Guide to Beijing“. In dem steht so gut wie alles Wissenswerte über Peking (Reisen, Restaurants, Kultur, Geschäfte usw.). Auch das dazugehörige Phrasenbuch „Mandarin Phrasebook“, in dem auch eine Einführung in die chinesische Sprache zu finden ist, kann ich nur empfehlen. Mir haben diese beiden Bücher in China sehr geholfen.
Für die Reiseplanung in China ist der Lonely Planet eine gute Hilfe. Allerdings war dieser in den Versionen die bis zum Juli 2010 aktuell waren, nicht in China zu kaufen. Also bleibt nur übrig diesen entweder in Deutschland zu kaufen oder im Internet zu suchen.
Fazit
Die Zeit in Peking an der Beihang und beim Reisen danach war eine sehr schöne Zeit die ich nicht missen möchte. Nette, aufgeschlossene und hilfsbereite Menschen haben mir eine schöne Zeit beschert. Ich konnte englische und chinesische Sprachfertigkeiten in Peking ausbauen bzw. entwickeln. Soweit ich das beurteilen kann, hat mich diese Erfahrung Auslandssemester in Peking auch persönlich weitergebracht und mir Einblicke gewährt die mir manches in einem anderen Licht erscheinen lassen. Ich möchte mich hiermit bei allen herzlich bedanken die mir das ermöglicht haben und ich kann jedem der darüber nachdenkt sich auf dieses Programm zu bewerben, nur ermutigen dieses zu tun. Es war für mich eine großartige Erfahrung.