Sanjoy Göhlsdorf

Die Partnerschaft zwischen dem GETlab der Universität Paderborn und der School of Automation der Beihang University hat es mir ermöglicht, ein Semester in Beijing an der Beihang Universität zu studieren. Ich hoffe durch diesen Bericht zukünftige Interessenten zu ermutigen den Schritt in dieses faszinierende Land zu wagen. Viel wurde schon von meinen Vorgängern bezüglich des Aufenthaltes in China geschrieben. Ich hoffe, vor allem in dem Abschnitt „Vorbereitungen“ Antworten auf Fragen zu geben, die mich damals vor dem Abflug beschäftigt hatten.

 

Vorbereitung

 

Flug

Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich dazu, Hin‐ und Rückflug getrennt voneinander zu buchen. Obwohl dies auf den ersten Blick teurer ist, halte ich es im Nachhinein für die bessere Entscheidung. Falls man Reisepläne am Ende seines Aufenthaltes hat oder sich diesbezüglich noch nicht ganz sicher ist, bleibt man flexibel und ist nicht gezwungen, seinen Rückflug von Peking aus zu bestreiten. Zudem hat man während der Zeit in China ein halbes Jahr Zeit um nach einem günstigen Flug Ausschau zu halten. Es lohnt sich wöchentlich kurz die aktuellen Flugpreise zu überprüfen. So konnte ich zum Beispiel ein wahres Schnäppchen ergattern und bin für insgesamt 150 Euro von Kuala Lumpur nach London mit Air Asia geflogen. Dies ist eine asiatische Low‐Budget Fluggesellschaft, die allerdings mit einer sehr modernen und bis jetzt sicheren Flugzeugflotte ausgestattet ist. Ich bin insgesamt 5 Mal mit Air Asia geflogen und habe ausschließlich gute Erfahrungen machen können.

Nach Kuala Lumpur kommt man ebenfalls mit Air Asia sehr günstig und von London findet man immer sehr günstige Flüge nach Deutschland, sogar direkt nach Paderborn. Aktuelle Angebote von Air Asia findet man direkt auf deren Homepage, ansonsten kann ich die Flugsuche, insbesondere die

sogenannte „Powersuche“ auf www.swoodoo.de empfehlen.

Ich hatte kaum Zeit, um lange nach einem Hinflug zu suchen und habe für diesen, einen Direktflug von Düsseldorf nach Peking mit Air China, 325 Euro bezahlt. Je nachdem, wie viel Gepäck man hat, lohnt sich ein Blick auf die erlaubte Gepäckmenge. Air China erlaubt beispielsweise 30 statt der meist üblichen 20 Kilogramm Gepäck.

Eine Alternative für die, die es gerne etwas abenteuerlicher haben, ist ein Flug nach St. Petersburg oder Moskau und von dort aus per Zug bis nach Peking. Auf der Strecke fährt die Transsibirische Eisenbahn, man findet im Internet aber auch günstigere Zugalternativen. Wenn man lange sucht und

direkt über russische Seiten ein Ticket kauft, kann man schon etwas für unter 100 Euro finden. Leider benötigt dieser Weg eine längere Vorbereitungszeit als ich sie hatte, zum Beispiel für die Beschaffung eines Visums für Russland.

 

Visum

Anstatt selbst nach Berlin zu fahren, um dort das Visum persönlich abzuholen, habe ich mich für eine Agentur entschieden, die alles Notwendige erledigt. Berücksichtigt man die Fahrtkosten und die zusätzlichen Gebühren, wenn man das Visum direkt am gleichen Tag bei der Botschaft erhalten

möchte, ist dies die kostengünstigere Alternative. Ich habe gute Erfahrungen mit www.chinavisum24.de gemacht, der Ablauf war reibungslos und unkompliziert. Insgesamt habe ich ca. 25 Euro für den Service bezahlt, plus die sonst auch anfallenden Kosten für das Visum.

Aufgrund fehlender Unterlagen von der Universität in Beijing war es mir nur möglich ein Touristenvisum mit 3 monatiger Gültigkeit zu beantragen. In China kann man das Visum völlig problemlos mit der hilfreichen Unterstützung des International Office der Beihang University in ein längeres Visum mit einer gewünschten Anzahl von Einreisen ändern lassen. Die Kosten hierfür waren mit ca. 20 Euro sehr gering.

 

Gepäck

Da ich viele elektronische Geräte mitgenommen hatte, habe ich einen Steckdosenadapter und eine Steckdosenleiste mitgenommen. Wer „geerdete“ Stecker hat, zum Beispiel für das Netzteil des Notebooks, sollte darauf achten, dass der Adapter für solche Stecker geeignet ist. Ich habe mich für

den sogenannten „Reise Stecky“ für knapp 12 Euro entschieden. Ebenfalls als praktisch und oft sehr hilfreich erwiesen hat sich das von mir mitgenommene Schweizer Taschenmesser. Bettwäsche benötigt man übrigens nicht, diese wird einem vor Ort zur Verfügung gestellt. Klamotten und Schuhe

kann man in China sehr günstig kaufen, ich würde dafür nicht allzu viel Gewicht und Platz verschwenden. Die Wäscherei auf dem Unigelände geht nicht sehr behutsam mit der Wäsche um, so sind einige meiner Klamotten eingelaufen. Rückwirkend wäre es besser gewesen gute bzw. einem

wichtige Kleidungsstücke einfach Zuhause zu lassen. Reiseführer bzw. Bücher über Beijing kann man auch sehr gut und vor allem günstig vor Ort kaufen. Diese sind dann allerdings in englischer Sprache.

 

Auslandskrankenversicherung

Bei der Wahl der Auslandskrankenversicherung sollte man darauf achten, ob und in welcher Höhe eine Selbstbeteiligung vorhanden ist. Da die Kosten für einen Arztbesuch und für Medikamente in China relativ niedrig sind, ist eine Krankenversicherung ohne Selbstbeteiligung vorzuziehen. Ich habe

mich für „Travelsecure“ entschieden. Diese Versicherung von der Würzburger Versicherungs‐AG ist „gut“ getestet worden und ist im Vergleich mit anderen Anbietern günstig. Falls man noch nicht genau weiß, wie lange man im Ausland ist, ist es besser, den Zeitraum für die Versicherung großzügig zu wählen. Im Nachhinein bekommt man Geld wieder, falls man doch früher als geplant nach Deutschland zurückkehrt. Eine Verlängerung des Versicherungsvertrages ist hingegen nicht immer reibungslos möglich. Ich habe meine Versicherung nicht in Anspruch genommen, deswegen kann ich diesbezüglich keine eigenen Erfahrungen mitteilen. Die Krankenversicherung in Deutschland sollte man für die Dauer des Auslandsaufenthaltes kündigen, um unnötige Kosten zu vermeiden.

 

Impfungen

Neben den Standardimpfungen habe ich mich noch für eine Hepatitis A und B Impfungen entschieden. Diese ist zwar nicht zwingend, wird aber empfohlen. Von meinem Hausarzt habe ich noch ein Breitbandantibiotikum, ein Mittel gegen Magenverstimmungen bzw. Magendarmgrippe und ein normales Schmerzmittel verschrieben bekommen.

 

Sonstige Empfehlungen

Wirklich jedem empfehle ich, sich noch schnell ein Konto bei einer Bank zu eröffnen, die eine Kreditkarte anbietet mit der man weltweit Bargeld abheben kann, ohne dafür Gebühren zu bezahlen.

Ich bin bei der Deutschen Kreditbank, die sowohl das Konto als auch die Kreditkarte kostenlos anbietet.

Elektronische Geräte sind meiner Erfahrung nach in China nicht günstiger. Wer zum Beispiel mit dem Gedanken spielt, sich für den Chinaaufenthalt eine Digitalkamera zu kaufen, sollte diese lieber noch in Deutschland kaufen, zu dem hat man dann 2 Jahre Garantie.

 

Ankunft in Beijing

Beim Verlassen des Sicherheitsbereichs am Beijing Capital Airport wurde ich sofort herzlich von zwei Studenten der Professorin Yuan Mei empfangen, die gut sichtbar ein Schild mit meinem Namen in den Händen hielten und gut Englisch sprachen. Nach einer 30‐minütigen Taxifahrt erreichten wir die

Beihang Universität und ich wurde in mein Zimmer im Wohnheim gebracht in dem Jonathan, der andere Programmteilnehmer aus Paderborn, bereits seit 2 Tagen wohnte. Die beiden chinesischen Studenten waren wirklich sehr hilfsbereit und bemüht mir die Ankunft zu erleichtern. So begleiteten

sie mich durch die sehr zeitaufwendige und komplizierte Anmeldebürokratie der Universität, halfen mir beim Kauf einer chinesischen Simkarte und statteten mich mit einem U‐Bahnplan und einer Karte von Beijing aus. Man braucht wirklich keine Bedenken zu haben, am Anfang ohne Hilfe in einer

fremden Stadt zu stehen.

 

Wohnen

Es gibt zwei Möglichkeiten der Unterbringung für ausländische Studenten an der Beihang Universität.

Zum einen das Foreign Students Dormitory, welches relativ zentral auf dem Universitätsgelände liegt und in dem man in einem Einzelzimmer mit eigener Küche untergebracht ist. Die Kosten für ein Zimmer liegen hier bei rund 1300 Yuan pro Monat. Zum anderen gibt es das Studentenwohnheim

„Da Yun Cun“, in dem ich untergekommen bin. Eine Wohnung besteht dort aus einem Eingangsbereich und zwei Zimmern (ca. 15 Quadratmeter groß), die jeweils für 2 Personen gedacht sind. Im Eingangsbereich ist für jedes dieser Zimmer ein Waschbecken vorhanden, sowie ein kleiner Raum mit Dusche und WC. Es gibt keine Kochmöglichkeit, allerdings gab es in unserer Wohnung einen großen Kühlschrank mit Eisfach. Die Kosten für ein geteiltes Zimmer betragen 550 Yuan pro Monat. Alternativ kann man auch den doppelten Betrag zahlen und ein Zimmer für sich alleine in

Anspruch nehmen. Hinzu kommen noch die Kosten für Strom, für Internet (120 Yuan im Monat plus einmalig etwa 100 Yuan Einrichtungsgebühr und 200 Yuan Modempfand) und sehr niedrige Kosten für das nicht trinkbare Leitungswasser. Die Zimmer sind mit einer sehr uneffektiven Deckenheizung

ausgestattet, die kaum wahrnehmbar heizt und zudem durch den sehr hohen Stromverbrauch immense Kosten verursacht. Es ist wirklich sehr empfehlenswert, sich für den Winter einen elektronischen Heizkörper zu kaufen. Wir hatten das Glück, einen sehr guten, Gebrauchten für 200

Yuan zu bekommen – oft von Jonathan und mir als unseren besten Kauf unserer Chinazeit bezeichnet. Im Keller des Gebäudes befindet sich eine Wäscherei, in der man sehr günstig seine Wäsche waschen kann. Wichtig ist, dass man Waschmittel mit abgibt, sonst wird die Wäsche ohne Kommentar ohne jegliches Waschmittel gewaschen. Wir haben es einfach in eine leere Wasserflasche gefüllt und diese mit abgegeben. Die Wäscherei nimmt so viel Waschmittel wie benötigt und man bekommt die Flasche mit der gewaschenen Wäsche wieder.

 

Essen

In Beijing kann man wirklich hervorragend essen. Im Grunde gibt es nichts, was man nicht findet. Im Botschaftsviertel gibt es beispielsweise auch deutsche Bäckereien und Metzer. Auch frische Milch und Käse sind in entsprechenden Supermärkten zu finden. Typisch westliche oder importierte Produkte sind allerdings relativ teuer. Ansonsten hat man eine breite Auswahl und kann sehr kostengünstig Essen gehen. Zum Beispiel gibt es ein exzellentes Sushi‐Restaurant in der Nähe der Universität in dem man für 58 Yuan ein „all‐you‐can‐drink‐and‐eat“‐Menü bekommt.

Man hat auf dem Universitätsgelände acht Mensen zur Auswahl, in denen einem eine enorme Auswahl an Gerichten zur Verfügung steht. Ich denke, hier findet jeder etwas was ihm schmeckt und fast immer wird man für unter 10 Yuan richtig satt.

Das Essen macht wirklich richtig Spaß in China und man kann eine Menge toller, neuer Gerichte für

sich entdecken.

 

Studium

Die deutsche Seite lässt einem große Freiheiten bezüglich der Gestaltung bezüglich seines Studiums an der Beihang Universität gestaltet. Ich habe mich für einen intensiven Sprachkurs entschieden, der in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen angeboten wird. Dieser Kurs war täglich von 8 bis 12 Uhr und zwei Mal in der Woche nachmittags (dies war allerdings der freiwillige Teil). Allerdings benötigt dieser Kurs auch viel Nachbereitung am Nachmittag – zumindest wenn er wirklich etwas bringen soll und man im Unterricht gut mitgekommen möchte.

Alternativ hat man eine breite Auswahl an englischsprachigen Kursen, die man sich an der Universität Paderborn anrechnen lassen kann. Hier ist vor der endgültigen Wahl eine Absprache mit den entsprechenden Dozenten in Deutschland empfehlenswert. Die School of Automation der Beihang

University bietet in Absprache mit dem GETlab der Universität Paderborn eine Mitarbeit in einer Projektgruppe an. Dies hat den Vorteil, in direkten Kontakt mit chinesischen Studenten zu kommen, die einem sonst in den englischsprachigen Vorlesungen und natürlich auch in den Sprachkursen nicht

begegnen.

 

Fazit

Ich habe die Zeit in China wirklich sehr genossen und kann jedem empfehlen, diese Möglichkeit auf jeden Fall wahrzunehmen. Abgesehen davon, dass ein Auslandaufenthalt in China jeden Lebenslauf aufwertet und karrieretechnisch sicherlich positiv bewertet wird, ist es eine einzigartige Erfahrung,

die mich persönlich bereichert und meinen Horizont erweitert hat. Wegen der wirklich sehr liebevollen und fürsorglichen Betreuung durch Prof. Yuan Mei braucht niemand Bedenken zu haben, sich in dieses, auf den ersten Blick vielleicht fremdartig wirkende Land zu wagen. Mir ist kaum ein

anderes Austauschprogramm bekannt, in dem das Stipendium die kompletten Kosten des Aufenthaltes inklusive Flug und Krankenversicherung abdeckt. Zudem hat man wirklich große Freiheiten bei Gestaltung seines dortigen Studiums. Die Reise lohnt sich auf jeden Fall!

 

Abschließend möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken, die diese Erfahrung für mich möglich gemacht haben. Mein besonderer Dank gilt Frau Prof. Mertsching!