Philipp Herder

Im Rahmen des vom DAAD geförderten Austauschprogramms des Instituts Elektrotechnik und Informationstechnik der Universität Paderborn und der Schule für Automatisierung und Elektrotechnik der Beihang Universität Peking, habe ich für ein Semester an der Beihang Universität studiert. Soviel vorweg an dieser Stelle es war für mich eine unvergessliche Zeit und einen beeindruckende Erfahrung. Und ich bin jedem Dankbar der mir dieses Semester ermöglicht hat und ich kann nur jedem Empfehlen während seinem Studium ein Semester ins Ausland zu gehen.

Der Weg nach Peking: Angefangen hat meine Vorbereitung schon ein Jahr zuvor, ich habe schon im Wintersemester 07/08 in Paderborn den Kurs Chinesisch 1 vom Herrn Sun besucht und im Sommersemester 08 den Kurs Chinesisch 2. Vom Zentrum für Sprachlehre habe ich ein Sprachtandem mit einem Chinesen gebildet. Das kann ich nur jedem Empfehlen denn nur mit Englisch kommt man in China nicht über die Runden, von Deutsch ganz zu schweigen. Als nun dann im Juli 2008 alle Teilnehmer des Austausch feststanden, ich war zusammen mit meinen jüngeren Kommilitonen Amin Jbabli und Christopher Masjosthusmann, mussten wir nur noch auf unsere Einladungsschreiben warten. Was sich dank der Olympiade doch als etwas schwieriger herausstellen sollte. So bekamen wir unser Schreiben erst Ende August 2008, der Flug war aber schon für den 18.09.08 gebucht. So musste ich dann Anfang September mit allen Unterlagen nach Frankfurt zum Chinesischen Konsulat fahren um für uns ein F-Visa zu beantragen, eine Agentur zu beauftragen hielten wir für Zeitlich zu riskant. Ich haben eine Fahrt gebraucht um das Visum zu beantragen und einem weiteren Tag um es abzuholen, der Versand ist nicht möglich. Dank meiner Bahncard 50 hat uns die Visabeschaffung mit allem zusammen nur 65 € pro Person gekostet, aber es ist nicht sehr angenehm mit der Bahn nach Frankfurt zu fahren trotz ICE fährt man 6 Uhr morgens in Paderborn los und ist erst nach 10 Uhr in Frankfurt und dann bekommt man sein Visum nicht mehr am selben Tag. Aber es hat alles noch rechtzeitig vor dem Flug geklappt auch mit der zusätzlichen Auslandskrankenversicherung. So sind wir dann am 18. September voller Vorfreude von Düsseldorf direkt über Nacht nach Peking geflogen. Ein sehr angenehmer Flug mit super Service und das ganze für nur 365 € ein echtes Schnäppchen für den Rückflug sollte ich deutlich mehr ausgeben aber dafür bin ich auch von Hongkong geflogen, aber dazu an andere Stelle mehr. Dann am Freitag den 19.09.08 morgens in Peking angekommen haben uns die zwei chinesischen Austauschstudenten (machen den Austausch nach Deutschland) Ma Zhifeng und Zhang Qimeng empfangen und uns zur Uni gebracht. Diese beiden standen uns auch in den ersten Tagen als Ansprechpartner und Wegweiser zur Verfügung, besten Dank noch mal an dieser Stelle.

Wohnen: Untergebracht wurden wir nicht, wie unser Vorgänger, im Internationalen Ausländerwohnheim  sondern im Haus 10 des Da Yun Cun Studentenwohnheim das am Südlichen Ende des Campus liegt. Was eine Stufe schlechter als das Ausländerwohnheim ist. Im Ausländerwohnheim wohnen 2 Personen in einer Wohnung mit 2 einzelnen Zimmern für jeden, einen großen Flur mit einer kompletteingerichteten Küche und einen Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Im Da Yun Cun wohnt man mit 4 Personen in einen Wohnung mit 2 Zimmern, also 2 Personen teilen sich einen Raum und 2 Duschtoilettenkammern und 2 Waschbecken im Flur. Auch darf man in Da Yun Cun nicht kochen nur ein Mikrowellengerät und Kühlschrank wird bereitgestellt um sich essen aufzuwärmen. Dafür zahlt man aber nur 550 Yuan (was in unsere Zeit dank der Finanzkrise irgendetwas zwischen 64,70 € und 56 € war)  Miete pro Monat im Vergleich zu 1300 Yuan(153 € -132,70 €) im Ausländerwohnheim. Dazu kommen noch Nebenkosten für Wasser und Strom(mit dem mein sein Zimmer heizt) von ungefähr 15 - 20 € pro Monat wenn man zu viert wohnt. Für das Internet haben wir insgesamt 150 Yuan (17,70 € - 15,30 €) Anschlussgebühr, 200 Yuan(23,50 € - 20,40 €)  Pfand für das Modem und dann 60 Yuan(7 € - 6,10) im Monat. Also ungefähr 15 € für unsere Zeitraum und für jeden. Klingt nicht sehr viel aber im Ausländerwohnheim würde man nur 30 Yuan Anschlussgebühr und dann 20 Yuan pro Monat bezahlen. Wir haben auch herausgefunden dass es möglich ist in Da Yun Cun in einem Zimmer allein zu wohnen, dann muss man nur das andere Bett bezahlen. Es ist nur so eine Frage ob sich das rechnet wenn man im Ausländerwohnheim nur 200 Yuan mehr bezahlt aber dafür eine Zentralheizung, eine Küche und billiger Internet hat. In beiden Wohnungen sind Schreibtisch, Kleiderschrank, Bett, Fernseher und Klimaanlage vorhanden. Mein Mitbewohner war Vietnamese und die Kommunikation war äußerst schwierig da er nur sehr gebrochen Englisch sprach.

Studium: Neben einen Projekt bei Frau Yang Bo habe ich folgende Kurse besucht, C-Language, MATLAB Programming, Chinese Level 1, Computer Control Systems. In meinem Projekt habe ich mich mit einer PID-Regelung für die Simulation der Wind- last eines Flügelmotors beim Flugzeug beschäftig. Dies erfolgte unter MATLAB Simulink. Der Kurs C-Language war eine Einführung in die Programmiersprache C, da ich zu dem letzten Jahrgang gehöre der in Paderborn noch kein C gelernt hat und ich auch sonst noch nicht damit in Berührung gekommen bin, sehr sinnvoll für mich. Der Kurs MATLAB Programming war eine Einführung in MATLAB und ist mit einem GUI-Projekt abgeschlossen worden. Chinese Level 1 war ein Chinesisch Kurs und der Kurs Computer Control Systems hat sich mit Digitaler Regelung beschäftig.

Essen: Ich für meinen Teil bin sehr oft in die Shitang (das ist das Chinesische Wort für Mensa) gegangen. Das Essen war dort echt billig und hat mir meistens geschmeckt. Wir sind aber auch in Restaurants gegangen wo es besser geschmeckt hat aber dafür auch mehr gekostet hat (nach deutschen Verhältnissen kann man da nicht von teurer sprechen). Aber auch Fastfood Ketten würden aufgesucht, ich habe nur Deutsches Bier, Currywurst und Döner vermisst. Und zum Ende hin konnte ich das Chinesische Essen nicht mehr sehen.

Ausflüge: Ich hab viele Ausflüge gemacht, die Internationale Schule bietet viele an und sehr günstig, das lohnt sich auf jedem Fall. Ansonsten bietet es sich am Wochenende an mal eben nach Xi'an zu fahren und sich die Terrakotta Armee anzusehen. Aber in Peking gibt es auch sehr viel zu sehen.

Finanziell: Man darf nicht glauben das man sich nur mit dem Stipendium über Wasser halten kann, dies würde nur gelingen wenn man sich die ganze Zeit in der Mensa ernährt und sonst absolut nichts unternimmt. So habe ich auch wegen meiner Rundreise noch über 3.000 € mehr ausgegeben.

Ausblick: Nach dem alle Klausuren geschrieben waren und das Semester zu Ende war, habe ich mit meinem Kommilitonen Martin Teuber, der im selben Zeitraum in Shanghai ein Praktikum absolviert hat, eine Rundreise durch China unternommen. Unsere Stationen von Shanghai aus waren Lhasa, Shigatse, Gyantse, Chengdu, Lijiang, Tigersprungschlucht, Dali, Kunming, Guilin, Yangshore, Haikou, Sanya und Hongkong. Eine Unvergessliche Erfahrung und einfach nur toll. Wer die Möglichkeit hat so etwas zu wiederholen, sollte dieses auf jeden Fall wahrnehmen.