Bastian Kriegesmann

14 Tage nach unserer Ankunft in Peking schickten wir einen ersten Bericht an die betreuenden Personen in Deutschland. Da dieser Bericht schon sehr viele Bereiche dieses Reports anspricht und einige Passagen ergänzt,  bzw. korrigiert werden müssen entschloss ich mich diesen "Ersten Bericht" zu zitieren und durch Kommentare zu ergänzen. Eingerückte Bereiche stellen dabei den ersten Bericht dar, nicht eingeruckte Bereiche sind hinzugefügte Kommentare. Diese Vorgehensweise ermöglicht dabei dem Leser geänderte Ansichten und
Meinungen während unseres Semesters zu erkennen:

Hallo meine Damen und Herr Böcker,
unsere Reisegruppe ist nun seit fast 14 Tagen in China an der Beihang Universität unterwegs. Meiner Meinung nach ist dies ein guter Zeitpunkt, um nach den ersten emotionsgeladenen Eindrücken ein relativ subjektives Bild unserer Präsenz an deser Uni abzuliefern. Wir haben uns alle gut eingelebt und die Wirren der Anfangszeit sind überstanden. Auch wurden die ersten Vorlesungen besucht und Kontakte zu anderen Kommilitonen geknüpft.

Nach einiger Zeit stellte sich heraus, da insbesondere die Freundschaften zu Leuten aus unserem Klassenverband (dem Chinesisch 1 Kurs) vertieft und fortgeführt wurden. Da dieser Kurs genau die Veranstaltung war, in der die meiste Interaktion mit den Anderen stattfand.

Die Ankunft am Beijing Flughafen verlief problemlos, dennoch können Michael und ich von Gluck reden heute hier zu sein, denn unser TUI-Reisebüro hatte versäumt, die Ticketnummer an den Zweit-Veranstalter Air China zu übergeben, der daraufhin unsere Reservierung kurzfristig stornierte. Es war Glück, dass die Maschine und unsere Buchungsklasse nicht bereits voll ausgebucht war.

Bei unserer Rückreise stellte sich heraus, dass das wesentlich kleinere Flugzeug nicht ausgebucht war. Obwohl uns zum Zeitpunkt der Buchung berichtet wurde, dass unsere Buchungsklasse fast ausgebucht sei. Dies lässt vermuten, dass in der 960€ teuren Buchungsklasse generell nur sehr wenig Platze vorhanden sind.

Am Flughafen wurden wir von drei Studierenden der Universität abgeholt und
fuhren mit dem Bus zum Auslanderstudentenwohnheim, wo wir untergebracht
wurden. Wir kauften Telefonkarten des Anbieters CMCC und waren seit diesem
Zeitpunkt auch in Peking untereinander erreichbar.

Die Telefonkosten in China sind sehr günstig, wir haben häufig telefoniert, kaum SMS geschrieben und weniger als 20€ in 4 Monaten vertelefoniert

Die ausländischen Studierenden an der BUAA (zum größen Teil Doktoranden) bearbeiten ihr Studium innerhalb der "International Schlool". Dies bedeutet eine Abgrenzung zu den üblichen Lehrveranstaltungen der Chinesen. Innerhalb der International-School-Klassen finden sich ausschließlich ausländische Studenten wieder. Das Wissensspektrum der Studierenden ist sehr stark gestreut. Dies führte dazu, dass die Schwierigkeiten in den Unterrichtsfächern moderat und der Schwerpunkt auf die praktische Anwendung eingegrenzt wurde. Das Unterichtsmodell beinhaltete einen hohen häuslichen Arbeitsaufwand (Hausaufgaben und Ausarbeitungen) und vermittelte durch einfache, aber viele Hausaufgabenstellungen einen tiefergehenden Charakter.

Die Fächer RF Circuit Design und Antenna Theory and Design wurden mangels Teilnehmer nicht angeboten.

Freizeit: Wie bereits oben erwähnt haben wir uns alle einen Tennisschläger
(8€) gekauft, da die Sportart Tennis eine Sache ist, die wir gemeinsam betreiben
können. Da die Chinesen in den anderen Sportarten haushoch überlegen, bzw.
wir einfach zu schlecht sind, ist Tennis eine gute Möglichkeit Probleme abzubauen. Weiter erlaubt der Hausmeister auf dem Zimmer Musik zu machen, nicht etwa weil es erlaubt ist die anderen zu stören, sondern da es Tradition in China ist -vgl. China- Knigge- auch bei o ffenen Fenstern Violine zu üben :-) Ich freue mich sehr darüber.Werde aber trotzdem versuchen leise zu sein.

Unsere Gruppe spielte in der folgenden Zeit nur sehr selten Tennis. Ein Hauptgrund lag in der fehlenden Zeit. Die Characteristik unseres Aufenthaltes änderte sich von Urlaub auf Studieren, die Hausaufgaben nahmen einen Hauptteil der Zeit ein.

Für Musiker: Erstaunlicherweise hatte eine 4 monatige Spielpause an Saxophon und Keyboard keine weiterreichenden Konsequenzen. Zwar muss die Geschwindigkeit wieder trainiert werden, jedoch hielten sich Klang, Intonation und Tre sicherheit auf konstantem Niveau. Ein Vergessen in diesen Disziplinen scheint weniger vorzuherrschen. Deshalb kann das tägliche Üben ohne Sorge auch 4 Monate ausfallen gelassen werden.

Michael und einem Bayern, welchen wir bei der Deutschen Bank getroffen haben, ist passiert, dass die Bankkarten am ATM zeitweise kein Geld ausgegeben haben. Einige Zeit später funktionierte dies wieder. Sollte dies einmal passieren, einfach ein paar Stunden warten, und es später wieder versuchen.

Finanzen: Nun zu dem nanziellen Teil diese Berichts: Ich hatte für die ersten Tage meiner Reise ein Kassenbuch geführt, hier sind ziemlich deutlich die unterschiedlichen Kostenanteile aufgeschlüsselt.

Das Kassenbuch der Startphase (und weitere Finanzdaten) ist vollständig im Kapitel Finanzen abgelegt.

Einmalige Kosten für die BUAA, Wohnheim, Handy, DebitIDCard, Internet: 820 Yuan. Ich empfehle deshalb mindestens 1000 Yuan beim Verlassen des Flughafens in der Tasche zu haben, um eventuelle Probleme beim Geldtransfer der Bank ausgleichen zu können. Weiter wurden von mir in den ersten vier Tagen meiner Ankunft 755Yuan für allgemeine Artikel im Haushalt wie z.B. Wischmop, Lebensmittel (exklusive Mensabesuche), Getränke, Büroartikel, Tennisschläger und einen Nassrasierer ausgegeben. Alles in allem großzügige Ausgaben, die sich aber nach dieser Startphase erheblich reduzieren werden.

Desweiteren werden am Ende des Monats 1200Yuan Miete für das Wohnheim fällig. (So sagte man uns, bisher wurde keine Miete bezahlt.) Man sollte vielleicht weitere 120€ In der Tasche haben, um diese zu bezahlen.

Die Miete wurde von uns am Ende des Semesters im Büro im Ausländerstudentenwohnheim beglichen.

Sehr lobenswert ist der Tresor in jedem Zimmer. Er ermöglicht auch einen
relativ langen Laptop im Inneren sicher unterzubringen.

Studienintension: Da viele der Veranstaltungen erst ab dem 10ten Oktober
beginnen, haben wir im Moment noch viel Freizeit, diese wird sich aber rasch
reduzieren, wenn die zusätzlichen Fächer hinzukommen. Ich für meinen Teil
werde sechs leichter bis mittelschwere Fächer belegen, zusätzlich kommen - wenn die Veranstaltungen angeboten werden- noch zwei schwerere Fächer (RF Circuit Design; Antenna Theory and Design) hinzu, die ich jedoch fallen lasse wenn sich heraustellt, dass sie zu theoretisch werden und die Grundlagen als bekannt vorrausgesetzt werden.

Im Laufe der Zeit waren wir häufiger im besagten Quanjude Roast DuckRestaurant. Es stellte sich heraus, dass dieses Restaurant eine Kette von Quanjude Restaurants angehört, welche überall in China verbreitet sind. Der meiner Meinung nach beste Ort zum Entenessen für Ausländer ist das Duck House in der obersten Etage im "Foreigners Trade Market" an der Yong'anli-Haltestelle, da jeder Besucher in Peking diesen Seidenmarkt erlebt haben sollte, ist es wichtig akzeptable Preisvorstellungen zu besitzen. Eine gute Strategie, um die korrekten Preise zu ermitteln ist das Interessezeigen, dann aber weggehen und den purzelnden Preisen lauschen. Dieses Verfahren ist zwar nicht nett, aber notwendig, da man ansonsten 280Yuan für einen 10Yuan Fecher bezahlt.

Dieses Pompös-Restaurant (Quanjude Roast Duck Restaurant) verdeutliche uns, wie stark das Gefälle zwischen Arm und Reich hier eigentlich ist, denn von den Tisch-Sitten aus dem China-Knigge konnten wir in der Uni-Mensa nur sehr wenig gebrauchen. Wie dieser Absatz zeigt, konnten uns gute Ortskenntnisse einen dermaßen tiefen Einblick in das China übermitteln, wie wir sie in den theoretischen Ausführungen des Faches 'Einführung in China' niemals bekommen hätten. Auch mit offenen Augen benötigt man hier auch ein wenig Glück, um wichtige Eindrücke zu erlangen.

Weitere wichtige Eindrücke können gemacht werden, wenn eine Rundreise in China unternommen wird, denn China ist groß und Peking ein schon eher spezieller Ort. Interessant waren das Kommerzielle Shanghai, das Britische Hong Kong und die Touristenfalle (ehemaligeHauptstadt) Xi'an.

Zu den wichtigsten Einkäufen hier zählt die Touristische Karte von Peking, mit deren Hilfe es möglich ist, einem Taxifahrer zu zeigen, wo man hin möchte. Man braucht nicht meinen, dass man in der Stadt irgendetwas durch Englisch erreichen könnte (auch keine Adressen in Englisch).

Bezahlen lässt sich, wie bereits erhoff t, mit einer Master- oder Visa-Karte. Nebenbei bemerkt erhalte ich mein Bargeld am Geldautomaten der Deutschen Bank mit einer regulären Giro-Karte, deren Girokonto ich in Deutschland eröff net hatte. Die Zweigstelle befindet sich nicht weit von dieser Uni entfernt.

Am nächsten Tag wurden wir am Campus herumgeführt, was eine sehr gute
Möglichkeit war, uns zu orientieren und zu sehen, welche Sportmöglichkeiten
es gibt. Die Formalitäten wurden zusammen mit den studentischen chinesischen
Begleitern durchgeführt, wir lernten in einer kurzen Unterhaltung Professor Yuan
Heiwen und Dr. Yang Bo kennen.

Die Anfangs sehr extremen sportlichen Aktivitäten unserer Gruppe sanken nach ein paar Wochen auf normale Verhältnisse zusammen. Jeder betätigte sich im normalen (heimatlichen) Umfang.

Als Internetanschluss organisierten wir später eine DSL-Flatrate, gültig für 4
Monate. Details zu dieser Internetanbindung lassen sich zu gegebener Zeit im
Ausländerstudenten-Wohnheim in englischer Sprache am Fahrstuhl ablesen.

Die Internetverbindung wurde nach 4 Monaten einfach abgeschaltet, da die maximale Buchungszeit (4 Monate) abgelaufen war.  Ansonsten war diese Verbindung zuverlässig und sehr wichtig. Zwar konnte Wikipedia nur über die
"vpn.upb.de"-Umleitung aufgebaut werden, dennoch funktionierten fast alle Internetseiten ohne größere Probleme. Um größere Datenmengen zu übertragen, empfehlen wir die Verwendung von FTP-Clienten wie Flash-
FXP, da Verbindungsabbrüche vorkommen.

Kommunikationsprogramme wie ICQ/Skype funktionierten tadellos. Lediglich Skype hatte gelegentliche und unerklärliche Verbindungs-Abbrüche. Ich empfehle für die Dauer des Aufenthaltes eine "SkypeIN" Nummer zu abonnieren. Mit dieser dann in Deutschland zugeteilen Festnetznummer können Personen ohne Computer zu günstigen "Deutschland-Weites-Festnetz-Preisen" in China anrufen. Auch sind Gespräche über diese Telefonnummer häufig
von höherer Qualität.

Die ersten Tage: Wie Sie bereits in einem Zeitungsartikel geschrieben hatten ist Chunpeng durch seine Chinesisch-Kenntnisse tatsächlich eine große Hilfe für uns. Ohne ihn wäre es uns nicht möglich gewesen, dieses Internet und weitere Formalitäten zu erledigen, denn viele Formulare sind in Chinesisch, des weiteren zeigt dieses Beispiel sehr deutlich, wie wichtig ebenfalls die Unterstützung der chinesischen Begleiter hier ist. Die sich tatsächlich sogar das Wochenende Zeit für uns genommen haben und uns auch Banalitäten wie den Wollmarkt-Supermarkt gezeigt haben, der für diverse Spezialeinkäufe von Wichtigkeit war. Für mich, der nun tatsächlich die Erfahrung gemacht hat hier in einem fremden Land anzubendeln, steht fest, wie wichtig die Initalunterstützung der chinesischen Begleiter für uns war. Sie hat uns einen guten Anfang und die Sicherheit gegeben, überhaupt einen Ansprechpartner hier im Land zu haben. Des weiteren hat der Dolmetscher-Job, und das ärgert Chunpeng eigentlich, dazu geführt, dass wir bereits einige wichtige Erlebnisse hier in China ausprobieren konnten. So führten seine Ortskenntnisse dazu, dass wir bereits in der ersten Woche im Touristischen Entenhaus in Peking landeten, einen Ort den wir uns alleine niemals zu betreten erdacht hätten.