Jia Chungpeng

Mein Auslandsaufenthalt führte mich im Zeitraum von Mitte September 2007 bis Ende Januar 2008 an die Beihang Universität in Peking. Im Rahmen des vom DAAD geförderten Austauschprogrammes konnte ich dort ein komplettes Semester verbringen. Die Gründe warum mich dieses Programm reizte sind schnell erklärt: Nach 4 Semester trockenem Grundstudium wollte ich die Chance nutzen einfach mal für längere Zeit rauß aus Deutschland zu kommen und ein bisschen von der anderen Hälfte der Welt mitzukriegen. Wann wenn nicht jetzt hat man noch mal die Möglichkeit so unkompliziert seinen Standort wechseln zu können! Ein weiterer Punkt war sicherlich die finanzielle Unterstützung seitens des DAAD. 330 € im Monat + 800 € für den Flug + Erlassen der Studiengebühren sprechen für sich.

 

Vorbereitung: Bei mir persönlich fiel die Vorbereitung recht dürftig aus. Da ich chinesischer Herkunft bin und regelmäßig meinen Urlaub in diesem Land verbringe, hatte ich keine Sorge vor Anpassungsschwierigkeiten. Jedoch kann ich den Interessenten nur empfehlen: Man kann nicht früh genug anfangen sich auf das Auslandssemester vorzubereiten! Mit Deutsch werdet ihr keinen Zentimeter weit kommen in der Metropole, Chinesisch ohne Vorkenntnisse in kurzer Zeit zu erlernen ist unmöglich. Daher verbessert euer Englisch. Auch wenn nach wie vor der Großteil der Bevölkerung nicht Englisch sprechen kann, kommt man in den wichtigsten Institutionen mittlerweile ganz gut zurecht und Olympia 2008 wird sicher diesen Zustand noch verbessern. Als nächstes solltet ihr euch via Internet, Bücher, Freunde über die Stadt erkundigen. Viele Europäer haben in der Anfangszeit große Probleme sich anzupassen, weil sie sich wie „ins kalte Wasser“ geworfen fühlen. So fühlt man sich beispielsweise vom kollabierenden Verkehr regelrecht erdrückt, die Luft fühlt sich sehr trocken und schmutzig an,das Unizentrum in Peking (Haidian District) ist verhältnismäßig weit weg vom Stadtzentrum und den Top Sightseeings…Schwer wird es jedoch Informationen über die Beihang Universität zu finden. Da die englische Internetpräsenz sehr dürftig und wenig aussagekräftig gestaltet wurde werde ich weiter unten im Bericht (Thema „Kursangebot“) einige angebotene Fächer auflisten.

 

Die Stadt Beijing: Peking ist die Hauptstadt der Volksrepublik China und hat eine über dreitausendjährige Geschichte. Das gesamte Verwaltungsgebiet Peking (inkl. Vororte) hat 15,5 Millionen Einwohner und umfasst ein Fläche von 16807 Quadratkilometer. (Quelle: Wikipedia) Genauso imposant wie die Zahlen belegen fühlt sich das Leben in der Metropole an. Man hat das Gefühl in einer Stadt, die nie schläft zu leben. Besonders in der Morgenzeit und nach Feierabend sollte man vermeiden weite Strecken zurückzulegen, da man sich auf den Strassen im Schneckentempo fortbewegt. Sehr vorteilhaft ist übrigens das breite U-Bahn Netz. Für 2 Yen (umgerechnet 20 cent) kommt man kostengünstig ans Ziel. Um einen groben Überblick über die Sehenswürdigkeiten, Unterhaltungs- und Essmöglichkeiten zu erhalten, empfehle ich einen Reiseführer, bei dem die einzelnen Adressen zusätzlich in chinesischer Sprache angegeben sind, zu kaufen.. Da kein Taxifahrer in Peking englisch sprechen kann, erleichtert dies stark die Verständigung.

 

An dieser Stelle meine persönliche Must-see Liste Pekings:

 

  • Sightseeings:

o    Chinesische Mauer

o    Wangfujin: berühmte Einkaufsmeile

o    Die verbotene Stadt

o    Platz des Himmlischen Friedens

o    Sommerpalast (Yiheyuan)

o    Hutongs: wer ein Stück vom traditionellen Peking sehen möchte der kommt nicht umher, eine der bis in die 90er Jahre hinein vorherrschenden traditionellen Wohnbebauungen sich anzuschauen

 

  •  Unterhaltung:

o    WuDaoKou: nur wenige Kilometer von der Uni entfernt, zentraler Sammelpunkt der ausländischen Studierenden in Peking

o    HouHai: Houhai See umgeben von zahlreichen Bars; speziell bei wärmeren Temperaturen sehr beliebter Treffpunkt junger Leute

o    Worker`s Stadium North and West Gate: hier spielt sich das Nachtleben in Peking ab. Zum Feiern gibt es keinen besseren Ort.

 

  • Essen:

o    QuanJuDe Qian Men Beijing Duck Restaurant

o    Geisterstrasse (Gui Jie): bekanntester Nachtmarkt Pekings, der das „schärfste“ Essen der ganzen Stadt anbietet; Tip: unbedingt den Ma La Hotpot ausprobieren, danach ist man gegen alles gerüstet

 

Die Uni: Die Beihang Universität zählt zu den besten technischen Universitäten des Landes. Speziell im Bereich Luft und Raumfahrttechnik wird hier die Elite von morgen ausgebildet. Man hat im Campus das Gefühl in einer Kleinstadt zu leben, da die Uni sowohl von der Fläche, der Menschenmasse (knapp 30000 Studenten und 20000 weitere Bewohner) als auch der Infrastruktur (mehrere Banken, Krankenhaus, Museum, Supermärkte, 12 Mensen, Sportanlagen, Friseursalon etc.) daran erinnert. Umso wichtiger ist es in den ersten Tagen systematisch die wichtigsten Dinge zu erledigen:

 

  • Wohnung im ausländischen Wohnheim sicherstellen
  • Stromzähler in der Wohnung aufladen
  • Internetzugang einrichten ( konkret im Sekretariat im Wohnheim nachfragen)
  • Formalitäten(Versicherung, Studentenausweis, Fächeranmeldung am schwarzen Brett) im Internationalen Auslandsamt

Hilfe hierbei haben wir von den sehr freundlichen chinesischen Kooperationsstudenten bekommen. Bei Fragen oder Problemen während des Aufenthaltes wendet euch am besten an sie.

 

  • belegtes Kursangebot:

o    Computational Control System: äquivalent zum Fach „Digitale Regelung“

o    Introduction to Aeronautics (Grundlagen zur Raumfahrttechnik): hierbei werden wichtige Flugzeugtypen sowie deren Funktionsweisen vorgestellt

o    Matlab

o    C-Programming

o    Chinese: Kurs Niveau I ist ein Basiskurs bei dem absolute Grundlagen vermittelt werden, Kurs Niveau V ist ideal für ausländische Studierende die fliessend Chinesisch sprechen

o    Chinese History

 

  • Wohnen: Die 2-er WG Wohnungen im ausländischen Wohnheim befinden sich alle in einem guten Zustand. Jedes Zimmer beinhaltet eine Klimaanlage (vor allem im September sehr nützlich), einen Fernseher, einen Breitbandinternetanschluss sowie einen Balkon. Die Zentralheizung wird erst Mitte bis Ende Oktober angeschaltet und kann selbständig nicht abgeschaltet werden. Auf euren Stromzähler solltet ihr regelmäßig achten und gegebenenfalls aufladen. Dazu gebt ihr das Geld einfach dem Personal an der Rezeption mit entsprechender Nennung eurer Zimmernummer. Die Miete beträgt ca. 1000 Yen für die ihr selber aufkommen müsst.
  • Leben und Essen: Da die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger sind als in Deutschland, müsste man im Monat mit 400-500 Euro sehr gut auskommen. Es gibt in der Uni und um sie herum sehr viele preiswerte Essstuben, Supermärkte sowie Mensen. Selbst am späten Abend werden an den einzelnen Ständen noch leckere Delikatessen verkauft. Wer hingegen doch eher Western Food preferiert, der sollte dem „Hello Cafe“ im 4. Stock der Main Mensa einenBesuch abstatten. Persönlich kann ich das Essen in der Nordtormensa empfehlen. So schäbig wie sie von außen aussehen mag, so vielfältig ist das Essen innen drin. Nahezu alle unterschiedlichen chinesischen Küchen sind vertreten, so dass man im ersten Moment ein wenig die Orientierung verliert. Besonders preiswert sind die frischgepressten Fruchsäfte für 2 Yen/ Becher.

Das ausländische Wohnheim organisiert in schöner Regelmäßigkeit Fahrten bzw. Aktivitäten. Um sich frühzeitig zu erkundigen/anzumelden am besten aufs schwarze Brett im Eingangskorridor schauen. Hier hängt auch ein Teil des Studienangebots für ausländische Studierende. Desweiteren besitzt die Beihang Universität eines der größten Unisportzentren in Peking. Sportarten wie Fussball, Basketball, Tennis, Tischtennis, Badminton, Turnen, Karate, Joga, Schwimmen, Leichtathletik, Volleyball, Kraftsport etc. werden hier betrieben.

 

Fazit: Die Kommunikation mit chinesischen Studierenden stellte sich als unerwartet schwierig heraus. Grund hierfür ist die Isolation von ausländischen Studenten und chinesischen Studenten. Da wir keine gemeinsamen Kurse belegen konnten und auch im Wohnbereich getrennt wurden, war es schwierig Kontakte zu Einheimischen aufzubauen. An dieser Stelle möchte ich auch leichte Kritik an der chinesischen Seite äußern, die uns nicht geholfen haben die Barriere zu lockern. Alles in allem bin ich jedoch hoch zufrieden mit meinem WS 07/08. Auch wenn ich fachlich nicht ganz so viel wie in den Semestern zuvor gelernt habe, so habe ich doch im Umgang mit Menschen sowie anderen Kulturen meinen Horizont erweitert. Man kann auch sagen, dass die freundliche und leichte Art der Chinesen mich angesteckt hat. Daher kann ich allen Chinainteressenten ein Auslandsemester nur wärmstens ans Herz legen. Ihr werdet es nicht bereuen!